Der Begriff authentisch taucht häufig auf, wenn ich über meine Arbeit als Porträtfotografin spreche. Ich benutze ihn oft – und habe mich kürzlich selbst dabei hinterfragt.
Ausgelöst hat das ein kluger Text von Silke Güldner, in dem sie genau diesen Begriff kritisch beleuchtet. Sie schreibt: Ein Porträt ist nie einfach „echt“, sondern immer eine Inszenierung. Eine bewusste Auswahl von Licht, Ausdruck, Perspektive, Moment. Und ja – sie hat recht.

Trotzdem halte ich an diesem Begriff fest. Warum?

Weil meine Kund:innen sich nicht Unperfektion wünschen. Sie wünschen sich Bilder, die sich nach sich selbst anfühlen. Die zeigen: „So sehe ich mich – oder so möchte ich gesehen werden.“
Ein Porträt ist für mich kein neutraler Abdruck der Realität, sondern ein Ausdruck von Identität. Und genau diese Identität entsteht immer im Zusammenspiel: Zwischen der Person vor der Kamera – und mir dahinter.

Meine Aufgabe als Fotografin sehe ich darin, einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen wohlfühlen. In dem sie sich zeigen können – in ihrer Kraft, ihrer Konzentration, manchmal auch in ihrer Verletzlichkeit.
Das Ergebnis mag inszeniert sein. Aber wenn es sich richtig anfühlt – dann ist es in meinen Augen auch authentisch.

Nicht weil es eine objektive Wahrheit abbildet. Sondern weil es Resonanz erzeugt.